Das Zungenband als Sündenbock für alles und magischer Problemlöser?

Eckdaten (Gravida ll, Para ll):
Kind:                           Junge
Geburtstag:                 24.06.2019
Geburtsgewicht:         3740 g
Krankheiten Mutter:    Autoimmunthyroiditis (durch Endokrinologen aber super eingestellt und nicht auf die Stillhormone negativ wirksam), evtl. tubuläre linke Brust, normale rechte Brust
Zugefütterte Menge:   ca. 150 ml

Vorgeschichte:
Bei meinem ersten Kind hatte ich bereits Stillprobleme. Im Krankenhaus bekamen wir direkt den Rat zuzufüttern, was wir damals auch taten, mit Spritze und dem kleinen Finger. Sie nahm dann über 10% ab und nicht mehr zu, trotz des Zufütterns, bzw. aufgrund der Zufütterungsmethode: im Krankenhaus gab man uns die PRE mit Schlauch. Selbst am 7. Tag stagnierte damals das Gewicht noch. Ich habe ihren Verlauf noch auf dem Handy. Wenn ich mir das manchmal anschaue, schüttelt es mich immer noch. Körperliche Gründe wurden damals abgeklärt und ausgeschlossen. (Ebenso das Zungenband, allerdings schaute der Chirurg damals nur nach einem anterioren Zungenband.)

Nach einigen Wochen entdeckte ich das Brusternährungsset für uns, da die Flasche für mich nicht in Frage kam und auch heute noch nicht in Frage kommt. Ich tat damals alles dafür, irgendwann ausschließlich stillen zu können. Nach Malzbier, Bockshornklee, Power Pumping und allen mir damals bekannten Methoden (außer Domperidon) gab ich schließlich auf und stillte meine Tochter zwei Jahre und drei Monate mit dem Brusternährungsset. Sie bekam täglich zwischen 200 und 300 ml dazu. Das Pumpen gab ich irgendwann auf.

Ich hatte damals das Gefühl mein Kind nicht ernähren zu können und erlebte einen Selbstwerteinbruch. Permanent hörte ich in meinem Bekanntenkreis von Mamas, dass ihre Milch nur so spritzte. Diese Mamas wussten ihr gelingendes Stillen meiner damaligen Meinung nach definitiv nicht zu schätzen und stillten mit 5-6 Monaten meistens schon ab. Mein Tagesablauf richtete sich 6 Monate nur danach, nicht mehr als nötig zuzufüttern, und wurde begleitet von der Angst, einen Rückgang meiner Milchproduktion zu erleben. Nach 6 Monaten beschloss ich, mein Baby zu genießen und die Situation so zu akzeptieren, wie sie eben war.

Da das Stillen eine ungeheure Bedeutung in meinem Leben eingenommen hatte, beschloss ich eine Ausbildung zur Stillbegleiterin DAISzu machen, welche ich im März 2019 erfolgreich abschloss.

Die zweite Schwangerschaft: 
In meiner zweiten Schwangerschaft hatte ich bereits in der ca. 25. SSW Kolostrum, welches ich täglich per Hand gewann und meiner Tochter gab. Ich dachte, wenn ich vorarbeitete, würde es dieses Mal klappen.

Geburt ll und die ersten Tage: 
Dieses Mal hatte ich alle Gegebenheiten, die ich als Stillhindernis empfand, bereits frühzeitig eliminiert. Mein Sohn wurde zuhause geboren. Die Geburt war schnell und das Bonding wunderschön. Er schlief schnell ein, wurde aber etwa zweistündig geweckt und zum Stillen angelegt. Ich hatte auf alle Zeichen für erfolgreiches Schlucken geachtet und befand den Stillstart als gut.

Lebenstag 1-3: 
Da hatte ich aber nicht mit der Meinung meiner Hebamme gerechnet. „Das Baby muss mindestens 10 mal schlucken, dann hat es etwa 5 ml Milch getrunken“, so ihre Meinung.

Unter anderem kommunizierte sie mir: ,,Wir müssen mal schauen, ob da was aus Deiner Brust raus kommt. Deiner letzten Stillbeziehung nach zu urteilen, wird das schwierig‘‘ und ,,ich will erst sehen, dass Milch in Deiner Brust fließt, vorher glaube ich nicht, dass da was passiert ist‘‘.

Mit 3.740 g geboren, hatte er am 3 Tag fast die Grenze erreicht: 3.380 g sagte die Waage.

Lebenstag 4-6: 
Am 4. Tag stagnierte das Gewicht, am 5. Tag hatte er sogar 10 g zugenommen. An diesem Tag verbot ich meiner Hebamme, mit mir über das Stillen zu sprechen. Alleine der Gedanke daran, dass sie wieder meine Brust sehen oder mir beim Stillen zuschauen wollte, versetze mich in Angst und Schrecken.

Der Satz ,,Es geht mir durch Mark und Bein‘‘ bekam eine tiefe Bedeutung in dieser Zeit.

Am 6. Tag stagnierte das Gewicht abermals, und meine Hebamme kommunizierte mir schließlich: ,,Vielleicht musst Du akzeptieren, dass Du wunderbar Kinder bekommen kannst, aber einfach nicht stillen.‘‘ Da saß. So fuhr ich zur Apotheke und kaufte ein Brusternährungsset und eine Handpumpe. Eine Freundin besorgte mir PRE-Nahrung.

Ab dem 7. Tag fütterte ich 50 ml täglich zu. Meine Hebamme meinte dazu nur, dass das zu wenig sei, denn sie würde stark bezweifeln, dass ich zu 80 % stillen könne.

Man darf hierbei nicht vergessen, dass ich selber ausgebildete Stillbegleiterin bin und mich trotzdem habe so stark verunsichern lassen.

Er trinkt und schluckt sichtlich, und irgendwann kommt nichts mehr aus der Brust raus. Die Brustwarzen sind fast schon trocken und es kommt trotz Massage nicht einmal mehr ein kleiner Tropfen. Das ist der Punkt, an dem er das Brusternährungsset bekommt. Den Grund dafür konnte ich leider noch nicht finden.

Meine Ursachenforschung und milchfördernde Maßnahmen:

  • Überprüfung des Prolaktinwerts
  • Überprüfung meiner Blutwerte (TSH, Laktat, Blutzucker uvm.) beim Endokrinologen
  • Power Pumping
  • Handgewinnung bzw. effektives Entleeren der Brust
  • Bockshornklee
  • Viel Bettruhe und 24 h Körperkontakt
  • und letztendlich Domperidon

Das Zungenband: 
Zugleich hatte ich einen Termin beim Chirurgen vereinbart. Er diagnostizierte ein posteriores Zungenband, und wir entschieden uns dazu, es durchtrennen zu lassen. Der Blick in den Mund meines Partners offenbarte ebenso ein kurzes anteriores Zungenband, das in einem hohen Gaumen resultierte. Der Blick in den Mund meiner Tochter zeigte ein übersehenes posteriores Zungenband, welches so einiges erklärte. Der Chirurg ließ mich an der OP teilhaben, als ich ihm erklärte, dass ich als Stillberaterin interessiert sei.

Die Operation (Zungenband und Lippenband): 
Man hatte mir erzählt, dass das Durchtrennen sei nur ein kurzer Eingriff. ,,Schnapp - Zungenband ab, anlegen, heimgehen und ‚zack‘ sind die Stillprobleme beseitigt.‘‘ Darauf freute ich mich unglaublich. Meine Probleme beim Stillen sollten schon bald behoben sein. So sollte ich ja dann schnell zum ausschließlichen Stillen übergehen können.

Der Chirurg warnte mich mit den Worten: ,,Irgendwie kommunizieren so viele Stillberater und Ärzte bis heute noch, dass es nur ein kleiner Schnitt ist, das ist es aber nicht. Bitte kippen Sie nicht um, sonst lasse ich Sie hier nicht teilnehmen. Normalerweise dürfen Mamas hier nicht mit rein. Bei Ihnen lasse ich aber wirklich nur die wissenschaftlichen Gründe zählen.‘‘ 
Schon die lokale Anästhesie war leicht schockierend für mich. Mein Sohn wurde blau um den Mund und blutete von der Betäubung am Lippenband, welches auch direkt durchtrennt werden sollte.

Der Eingriff an sich war relativ schnell vorbei, aber ein kleiner Schnitt war es bei weitem nicht! An der Lippe schnitt der Chirurg mindestens 4-5 Mal, dann durchstach er die Zunge mit Nadel und Faden, band den Faden an einer Schere fest und ließ die OP-Assistentin die Zunge an der Schere noch oben ziehen. Dann schnitt er einige Male unterhalb der Speicheldrüse an der Zunge und oberhalb.

Ein Glück, dass mein Sohn sich alles ohne Heulen gefallen ließ. Im Anschluss wurden wir ins Wartezimmer gebeten. Ich hielt einen Tupfer in seinem Mund. Da er nicht wirklich aufwachen wollte und fast schon wie bewusstlos erschien, kamen die Schwestern um ihn zu nehmen und die Vitalfunktionen zu überprüfen. Er schlief und schlief, bis wir zuhause waren.

Dort aber fing er dann fürchterlich an zu weinen, so dass ich ihm die verschrieben Schmerzzäpfchen geben musste. Dass das nicht gut für den Magen-Darmtrakt gut sein kann, will ich gar nicht erwähnen. 
Die Übungen (Saugtraining) machten bzw. machen wir so gut wir es hinbekommen. (An meinem Finger saugen mag er gar nicht, aber alles andere macht er ganz gut mit.)

Nun wartete ich auf die versprochene Besserung des Stillens und die zu erwartende Gewichtszunahme. Denn das Zungenband war ja an allem schuld und löst aber dann, wenn es erst durchtrennt ist, alle Probleme, so hatte man es mir gesagt. Der Chirurg hatte mir auch sofort ein Schreiben mitgegeben auf dem Stand, dass meine Stillprobleme nun weg seien. Das sollte ich meinem Kinderarzt geben. Ich erinnere mich, dass ich es am Tag der Operation amüsant fand; es lag da bereits auf dem Tisch, dabei war das Zungenband noch gar nicht durchtrennt.

Mündlich hatte er mir aber vor der OP gesagt, dass er nicht sicher sei, ob das die Stillprobleme lösen würde. Man könne es nur probieren. 
Meine Stillprobleme hat es leider – Stand heute ist mein Baby 11 Wochen alt -nicht gelöst.

Was sich nach der OP geändert hat: 
Ich pumpe mittlerweile 50 ml, wenn er in der Nacht manchmal länger nicht trinkt. Domperidon nehme ich jetzt seit dem 8.7.2019 und auch immer noch, reduziere aber fortlaufend. Ich habe meine Prolaktinwerte zweimal bestimmen lassen, einmal vor und einmal nach längerer Domperidon-Einnahme. Die Blutwerte hat es nicht verändert. 
Nach einigen Büchern und Videos von Dr. Jack Newman habe ich unsere Anlegetechnik perfektioniert und benutze Brustkompression, pumpe außerdem immer noch abends (Powerpumping). Er bekommt täglich 50 ml abgepumpte Milch und 100 ml PRE-Nahrung, manchmal auch mehr oder weniger. Wir füttern nach Bedarf zu.

Es lag also weder am Prolaktin noch an der Schilddrüse noch an meiner Brust oder dem Zungenband? Woran lag es dann?

Fazit: 
Meine subjektive Einschätzung, ohne ein Medizin Studium absolviert zu haben, oder lange Erfahrung in der Stillberatung zu haben ist:

  1. Da ich nur eine richtig gut funktionierende Brust habe und die andere leicht tubulär ist und weniger Milch produziert, ist das Stillen bei mir so oder so ein auf äußere Einflüsse sensibles System. (Links pumpe ich 15 ml, rechts 50 ml.)
  2. Mein Sohn entleerte die Brust am Anfang nicht effektiv, was zum Rückgang meiner Milch führte. Unsere Anlegetechnik hätte Dr. Jack Newman wohl als ,,poor latch‘‘ bewertet. Mir und auch meinen ganzen Stillberatungs-Freunden war immer nur die Umstülpung am Mund wichtig. (Meine Hebamme befand die Anlegetechnik ebenso als gut). Auf dieses Detail hatte ich leider nicht geachtet.
  3. Das kurze Zungenband wäre wohl nie aufgefallen, hätte ich zwei funktionierende Brüste. Dann würde er sich die fehlenden 150 ml aus der anderen Brust bzw. den beiden Brüsten im Wechsel holen. Damit möchte ich nicht grundsätzlich von der Durchtrennung des Zungenbandes abraten, allerdings ist hier nicht das Zungenband der Sündenbock für die Stillprobleme.
  4. Ich hätte von Anfang an einfach auf Verdacht verschiedene milchfördernde Maßnahmen ergreifen sollen und nicht so lange warten sollen.

Da das Pumpen super klappt, bin ich mir sicher, wenn ich all meine Energie zusammennehmen würde, würde ich die fehlenden 150 ml sicher aus der Brust bekommen. Wir befinden uns aber momentan in der „Zufütterungsfalle“, in einem Teufelskreis. Ich habe die fehlenden Milliliter, aber zum falschen Zeitpunkt, was sicher durch das Zufüttern entstanden ist.

Irene Freckmann, DAIS Stillbegleiterin, Anfang September 2019

Wie Muttermilch, glaube ich, meiner verstorbenen Tochter geholfen hat

Bei meiner Tochter Olivia wurde bereits in der 20.SSW ein Hypoplastisches Linksherzsyndrom (HLHS) diagnostiziert - mit verschlossenem Foramen Ovale. Während der Schwangerschaft meinten die Ärzte, dass das Foramen Ovale nicht ganz geschlossen sein könne, da sie sonst bereits abgegangen wäre. Deshalb haben wir in der 39.SSW eingeleitet, um eventuell noch eine Not OP machen zu können, wenn die Lungenvene durch den Blutrückstau nicht beschädigt wäre. 
Die Ärzte sagten mir auch, dass Olivia sehr schwach sein würde und ich mich nicht wundern solle, wenn sie nicht schreit nach der Geburt. Vermutlich würde sie in der ersten Zeit nach der Geburt versterben.
Die Einleitung führt dann leider zu einem Not-Kaiserschnitt. Doch gleich nach dem sie meine Tochter auf die Welt geholt hatten, schrie sie aus Leibeskräften. 
Nach der Ultraschalluntersuchung war klar, dass das Foramen Ovale tatsächlich verschlossen war, Olivia aber eine zusätzliche Vene direkt in die rechte Herzkammer gebildet hatte, wodurch sie wieder einen geschlossenen Kreislauf hatte. Der Arzt meinte zu mir, sie würde vermutlich einige Wochen damit leben können, aber die Vene sei noch sehr neu und nicht stark genug um das komplette Blut fassen zu können. 
Ein weiterer Arzt erklärte mir kurz danach, dass sie die Nacht wohl nicht überleben werde, da Ihre Sauerstoffsättigung ständig abfiel. 

Endlich durfte ich sie in die Arme schließen. Sie war nur mit einer Windel bekleidet und ich war auch nackt um den Hautkontakt haben zu können. 
Nachdem ich merkte, dass sie noch zu schwach war um an der Brust trinken zu können, ließ ich mir eine Spritze bringen mit dem ich das Kolostrum auffing und ihr in den Mund träufelte. Dies tat ich die gesamte Nacht und sie stabilisierte sich merklich.

Am nächsten Morgen war Olivia bereits stark genug um an der Brust zu trinken. 
Abends konnte man keinen Unterschied mehr zu einem gesunden Baby erkennen – die Sauerstoffsättigung war stabil.

Sie entwickelte sich sehr gut – am dritten Tag konnte sie ihren Kopf heben und schaute sich die Welt an.
Leider hatte sie genau 5 Tage nach ihrer Geburt einen Herzinfarkt und verstarb einige Stunden später. 

Ich bin mir aber sicher, dass ich nur deshalb wundervolle 5 Tage mit ihr haben konnte, weil die Muttermilch ihr die Kraft gegeben hat und ich sie auch keinen Augenblick von meiner Seite weichen ließ.

Zungenbandlasern mit 10 Monaten

Bei meinem Sohn Emil wurde mit knapp 10 Monaten das Zungeband per Laser getrennt, und es war die beste Entscheidung! Wie es dazu kam?
Da muss ich ein bisschen ausholen...

Emil kam 6 Wochen zu früh zur Welt, u.a. mit einer nicht ausgereiften Lunge, einer Neugeboreneninfektion und Gelbsucht. Er wurde die ersten 10 Tage über eine Magensonde ernährt (immerhin mit mühsam abgepumpter Muttermilch). Parallel dazu bekam er die Flasche. Für das Saugen an der Brust war er zu schwach. Zwar habe ich in diesen ersten Tagen ein paar Mal versucht ihn zu stillen, es aber schnell gelassen. Es war mir wichtiger, dass er gut zunimmt, denn nur dann durfte er nach Hause. 
Nach ein paar Tagen zu Hause haben wir, in Begleitung der Hebamme, zu stillen begonnen. Es es hat überraschend gut geklappt! Zwar war Emil immer ein bisschen "grob" und ungeduldig, aber ich dachte mir nur: „Naja, er ist halt so.“ Und auch wenn es mich schon genervt hat, dass er ewig genuckelt hat, habe ich da nicht weiter drüber nachgedacht.

Allerdings war er immer sehr unruhig, unzufrieden und wollte deutlich mehr nuckeln und saugen, als ich ertragen konnte. Also hab ich ihm einen Schnuller angewöhnt, wodurch sich das Problem zwar nicht gelöst, aber immerhin verlagert hat. 
Als er älter und mobiler wurde, kam eine große Unzufriedenheit und Unausgeglichenheit dazu. Emil konnte bereits mit sechs Monaten stehen und mit Halt sogar einige Schritte laufen, hatte aber keine Lust zu krabbeln, und wenn, dann nur mit lautem Gemeckere, teils sogar Geschrei.

Dann war ich bei meiner Patentante, die auch Stillberaterin ist. Das Treffen war privat, und ich habe ganz ohne Hintergedanken erzählt, wie mein Sohn so drauf ist, sich verhält etc. Das war der Anfang. Denn auf einmal meinte meine Patentante nur "Ah, guck mal." Sie hat gesehen bzw. vermutet, dass sein Zungenband verkürzt sei. Dies könne eine Erklärung für sein Verhalten sein. Also schickte sie mich zu einer Logopädin (Eva Fieback in Köln), die dafür ausgebildet ist, das genau zu erkennen.

Die Logopädin hat dann nach einer ausführlichen Anamnese und Untersuchung den Verdacht direkt bestätigt. Von ihr kam dann auch die Empfehlung, für die Trennung des Zungenbands zu Dr. Moghtader nach Oppenheim bei Frankfurt zu fahren. Er trennt das Zungenband per Laser und ist einer der wenigen Ärzte in Deutschland, die das auch noch bei so "alten" Kindern machen. 
Obwohl ich zu Hause recherchiert habe, verschiedene Infos eingeholt und mich natürlich auch mit meinem Mann beraten habe, war mir direkt klar, dass wir das machen lassen. Die Terminvergabe ging recht schnell und so hat es vom ersten Verdacht bis zum Trennen nur knapp sieben Wochen gedauert. Und das mitten im Corona-Lockdown. 
Die Logopädin hatte mir im Vorfeld Übungen für die Vorbereitung und Nachbehandlung gezeigt, denn ganz ehrlich...Die Dehnübungen im Anschluss sind für alle Beteiligten einfach ätzend! Doch je mehr Routine man darin hat, desto einfacher wird es.

Die Trennung selber war easy. Dr. Moghtader hat eine Anamnese gemacht und mich ausführlich über Pro und Kontra, die Risiken und den genauen Ablauf der Trennung und die Nachbehandlung aufgeklärt. Auch hatte ich (bis zuletzt?) die Option, mich vor Ort gegen den Eingriff zu entscheiden. 
Nach ein paar Minuten Bedenkzeit ging dann alles sehr schnell. Ich durfte / sollte dabei bleiben, um meinen Sohn zu beruhigen. Er wurde in eine Art Pucksack (wie zum Schlafen) gesteckt und bekam eine Brille (ähnlich einer Schwimmbrille) zum Schutz der Augen. Seine Zunge wurde mit einem Gel betäubt. Dann habe ich ihn mit der Hilfe zweier Arzthelferinnen festgehalten, und der Arzt hat das Zungenband per Laser getrennt. Direkt danach wurden die ersten Dehnübungen gemacht und dann konnte ich Emil auf den Arm nehmen. 
Vom Einpucken bis zum Rausholen war es nur etwas mehr als eine Minute, maximal zwei, ich habe nicht auf die Uhr geguckt. Und ja, er hat in der Zeit furchtbar geschrien, und für eine Mama ist es grausam, ihr Baby so zu sehen. Doch es war alles schnell vorbei, der Arzt und sein Team waren / sind so routiniert, dass der Eingriff so kurz wie möglich ist. 
Direkt nach dem Eingriff habe ich meinen Sohn das erste Mal gestillt, ohne dass es weh tat oder unangenehm war.

Und auf dem Heimweg hat er das erste Mal seine Füße in den Mund genommen, das hatte er vorher noch nie getan. Und nach ein paar Tagen ist er gekrabbelt, ohne zu weinen, hat angefangen alles mögliche, auch harte Sachen, zu essen, obwohl er noch keine Zähne hatte. Sein ganzes Verhalten hat sich spürbar und sichbar verbessert. Er ist ruhiger, ausgeglichener und zufriedener geworden, wurde weniger anhänglich und hat weniger geschnullert. Jetzt kann er mit der Zunge schnalzen, sie richtig rausstrecken und alles Mögliche an- und ablecken.

Die Trennung war die beste Entscheidung, die wir hätten treffen können. Ich hatte das große Glück, von Anfang an von Menschen begleitet zu werden, die nicht nur fachlich kompetent sind, sondern auch empathisch sind und vor allem auch mal hinter die Kulissen gucken. 
Das wird oft vergessen. Rein faktisch war ja alles ok. Ich konnte stillen, mein Sohn hat zugenommen etc., aber wie so oft lag der Teufel im Detail. Und gerade bei so kleinen Kindern ist die Vorgeschichte meiner Meinung nach von großer Bedeutung. 
Natürlich hab ich mir gewünscht, das Ganze wäre schon früher erkannt worden. Was wäre uns allen damit erspart geblieben! Aber so ist es jetzt nun mal gekommen, und besser spät als nie.

Ich kann alle Eltern, die den Verdacht haben, ihr Kind könnte Probleme mit dem Zungenband haben, nur ermutigen, dranzubleiben und sich nicht direkt beim ersten Diagnostikversuch abspeisen zu lassen. Nicht jeder Arzt oder jede Hebamme ist hierin geschult oder denkt daran. Unser Kinderarzt hatte meinem Sohn bisher noch nie in den Mund geguckt... 
Ich hoffe unsere Geschichte macht vielen Eltern Mut und stärkt sie, sich die richtigen und vor allem kompetenten Fachleute zu suchen, und zu wissen, dass am Ende alles gut wird. Für Alle!

Merle Wolter, Niederkassel bei Bonn

Mit Kompetenz und Herz zu einer innigen Stillbeziehung

Mein Name ist Tanja Lorenz. Ich bin 38 Jahre alt, verheiratet und Mutter von vier Kindern. 
Meine Tochter (14), mein Sohn (9) und meine Zwillingstöchter (6) haben mir eine wundervolle Stillzeit geschenkt. Mutter von vier gestillten Kindern zu sein, deren Stillbeziehungen mich durch die unterschiedlichsten Situationen meines Lebens begleitet haben, war meine Inspiration vor nun mehr als vier Jahren die Ausbildung zu Stillbegleiterin beim DAIS zu absolvieren. Seitdem bin ich als freiberufliche Stillberaterin im Westerwald tätig.

Meine erste berufliche Herausforderung bestand darin, meine Großfamilie, die Selbständigkeit meines Mannes sowie meinen Wunsch, Frauen in dieser sensiblen Phase ihres Lebens zu betreuen, zu kombinieren. Dies erforderte gewiss eine akribische Planung und Strukturierung des Alltags. 
Meine Besuche führen mich durch den gesamten Westerwaldkreis, über den Großraum Koblenz bis in den Bonner Raum hinein. Zu Beginn meiner Tätigkeit habe ich über Suchmaschinen im Internet bzw. über Facebook für meine Dienstleistungen geworben. Ebenso mittels Flyern in Apotheken und Arztpraxen. Mittlerweile gestaltet sich die Nachfrage zunehmend über Mund- zu-Mund-Propaganda, aber auch über Frauen, die nun das zweite oder dritte Kind erwarten und frühzeitig auf meine Hilfe zurückgreifen.

Nach der Kontaktaufnahme per E-Mail oder Telefon begegne ich meinen Müttern bei einem ersten Hausbesuch, der üblicherweise etwa zwei Stunden in Anspruch nimmt. Dort wird die erste Anamnese der Mutter und des Kindes besprochen und die jeweilige Problematik dokumentiert. Natürlich bin ich, wie auch jeder andere mit medizinischem Hintergrund und Patientenkontakt, zur ausführlichen Dokumentation meiner Tätigkeit verpflichtet. Die darauffolgenden Hausbesuche beanspruchen je nach Aufwand der Behandlung und Vorbereitung ein individuelles Maß an Zeit.

Die Frauen, die mich kontaktieren, treten mit ganz unterschiedlichen Problematiken an mich heran, vorwiegend direkt nach ihrem stationären Aufenthalt in der Klinik aber auch Frauen nach Hausgeburten ohne längere Hebammenhilfe zu Hause. Ferner wenden sich Mütter von frühgeborenen Kindern an mich, bei denen die Stillberatung über die normalen Hebammenbesuche hinausgehen muss. In diesem Zusammenhang möchte ich auch die zahlreichen Mütter von Zwillingen erwähnen. Es ist äußert befriedigend gerade in diesen Situationen helfen zu können, da oftmals nicht nur meine fachliche Kompetenz gefragt ist, sondern sehr oft viel mehr auch die Erfahrungswerte einer Mutter und die tröstenden Worte, die ein solches Gespräch mit sich bringt.

Die Ausbildung beim DAIS hat mir das passende Rüstzeug gegeben professionell mit ganz unterschiedlichen Bedürfnissen von Mutter und Kind umzugehen. 
Angefangen von einmaligen Hausbesuchen, bei denen Stillpositionen korrigiert werden oder Unsicherheiten in der Handhabung und Pflege des Säuglings geklärt werden, bis hin zum Beikostalter, zu Fragen zum korrekten Anlegen des Kindes, der Dauer und Häufigkeit des Stillens oder zum Abgewöhnen von Brusthütchen sind Bestandteil meines Betätigungsfeldes. Bis hin zu Müttern mit schweren Geburtstraumata, bei denen ich mittels Bonding-Bad und vor allem dem selbstgesteuerten Anlegen des Kindes zum Stillen, einen sehr guten Behandlungserfolg in der Mutter-Kind- Beziehung erzielen konnte.

Zwillingsmütter zu unterstützen, bei der oft kombinierten Problematik der frühgeborenen Kinder, verschiedene Anlegetechniken und die Kontrolle des Gewichtsverlaufes sind mein persönliches Steckenpferd. Hierbei habe ich mit Frühgeborenen zu tun, die über das Fingerfeeding und danach über das Brusternährungsset zum Stillen gekommen sind und die eine wunderschöne Stillbeziehung bis heute haben. Auch wenn dies natürlich eine sehr enge Betreuung der Familie, teils über Monate, erfordert.

Die Problematik der mangelnden Gewichtsentwicklung des Kindes, stellt mich oft vor Herausforderungen, da ich hier zwischen dem Kinderarzt und der Mutter stehe und eine individuelle Lösung ohne gesundheitliche Beeinträchtigung des Kindes finden muss. Manchmal sind es nur Feinabstimmungen, die dazu führen, dass das Kind auf einmal wesentlich effektiver trinkt, manchmal sind es auch zu kurze Zungenbändchen oder der Faktor Stress und zu hohe Erwartungen, die ein Eingreifen erforderlich machen. 
Eine Lösung zwischen Zufütterung und vollem Stillen ist hier zu finden. “Stillen geht nicht über alles“ – auch diese Devise gehört manchmal zu meinen Hausbesuchen. Zum Beispiel, wenn ich ein schlaffes Baby ohne ausreichende Miktion mit entsprechender Gewichtsentwicklung vor mir habe, das aber doch „scheinbar“ ein ruhiges und zufriedenes Kind ist.

Bei jedem Hausbesuch liegt meine Verantwortung bei Mutter und Kind, manchmal in Absprache mit Kinderärzten oder Gynäkologen, nachdem mich die Mutter von der Schweigepflicht entbunden hat. Der Spagat zwischen einem voll gestillten Baby und einem mittels Flasche genährten ist manchmal sehr groß, da oftmals die Bedeutung des Stillens über die Ernährung hinaus, völlig unterschätzt wird. Dazwischen liegt schließlich so viel mehr. Anfängliche Schwierigkeiten führen dann schnell dazu, dass das Stillen als unangenehm und lästig empfunden wird. Dem Kind, das den Wechsel von diversen Saugern, Schnuller und Stress während dieser Zeit vermittelt bekommt, kann man die sogenannte Brustverweigerung dann auch nicht übel nehmen. In diesem Zusammenhang habe ich bereits Mütter über das Brusternährungsset mit viel Geduld und kompetenter Beratung über das Reduzieren von Pré-Nahrung zum voll gestillten Kind verholfen. Einige meiner Patientinnen kommen letztlich aber auch hervorragend mit einer Zwiemilchernährung bei Zwillingen beispielsweise zurecht.

Ich betreue „meine Frauen“ ganz individuell in ihrer vertrauten häuslichen Umgebung. In dieser geschützten Atmosphäre erlebe ich sie entspannter und aufgeschlossener dafür, mit für sie scheinbar unüberwindbaren Problemen umzugehen und sich auf sich selbst und ihr Kind einzulassen. Den Müttern Mut zuzusprechen und ihre Nöte nicht zu belächeln oder zu übergehen ist bei meiner Arbeit ein essentieller Faktor.
Umso schöner ist dann das Feedback der Patientinnen, wenn es mit dem Stillen doch endlich klappt oder ich die Familie ihren Weg gehen lassen kann, weil das Gewichtsproblem des Babys sich gelöst hat oder wenn die Zwillingsmama ihren eigenen, ganz individuellen Weg der Ernährung ihrer frühgeborenen Zwillinge gefunden hat.

Je länger ich diese Hausbesuche mache, umso mehr stelle ich fest, wie sehr es vielen Frauen gerade beim doch eigentlich ganz natürlichen Stillen an eigener Intuition fehlt. Oft fehlt das Selbstbewusstsein, sich auch mal gegen gute Ratschläge der Familie durchzusetzen und seinen eigenen Weg zu gehen, weniger auf das Zeitmanagement des Alltags, sondern viel mehr auf die Kommunikation zwischen sich selbst und dem Baby zu hören. Ein tröstendes Wort einer einfühlsamen Stillberaterin sowie die Stärkung einer Frau in die eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten, wenn man „als Mama so ganz neu ist“, kann bereits Wunder bewirken.

All dies ist wahrscheinlich meine Hauptaufgabe als Stillberaterin. Hinzu kommt ein professionelles Maß und Augenmerk auf die Gesundheit von Mutter und Kind. Ich hoffe noch vielen Müttern auf ihrem Weg helfen zu dürfen.

Eine meiner Ausbilderinnen beim DAIS, Elien Rouw, hat mir bei meiner Abschlussprüfung einen wahren Satz mit auf den Weg gegeben: „Stillberatung ist Maßwerk“. Daran muss ich oft denken und es hat mich oft vorgefertigte Richtlinien und Pläne über Bord werfen lassen. Denn Stillberatung ist für mich eine verantwortungsvolle Herzensangelegenheit.

Siershahn, 25.06.2019, Tanja Lorenz, www.stillberatung-westerwald.de 

Ein Fallbeispiel für die Kommunikation

und zu meinen Grenzen in der Stillberatung: Cindy

Unter all den Beratungen, die so im Lauf der Jahre zusammenkommen, ist mir – unter den Gesichtspunkten der Kommunikation – eine besonders heftig in Erinnerung geblieben: Die Mutter, Cindy, welche wenige Tage nach der Geburt ihres zweiten Kindes, einem Mädchen, meinen Rat suchte, war mir aus einem meiner Eltern-Baby-Kurse bekannt. Ihr Sohn Levi war bei unserer ersten Begegnung bereits 8 Monate alt; nach ihren Angaben hatte sie nicht lange stillen können, hatte sogar Frauenmilch anderer Mütter erworben, und ich erinnere mich sehr deutlich, dass sie den Wert der Muttermilchernährung sehr hoch ansetzte und zutiefst bedauerte, nicht besser/länger stillen zu können. Die genauen Gründe dafür gingen damals unter, da in den Kursen auch Eltern die Flasche geben und das Stillen in dem Moment kein Thema war. Insgesamt hat sie großen Wert auf die Bedeutung des Tragens für ihre Beziehung zum Kind gelegt; und auch ihr sonstiges Umgehen mit dem Jungen war geprägt von den Wertmaßstäben des „attachment parenting“, dazu sehr entspannt und überhaupt nicht „verkopft“, eine sehr liebevolle Mutter.

Nun zum zweiten Kind, Tochter Mila: Während sie frühzeitig Hilfe suchte, gab es noch gar kein Stillproblem; sie erfragte eher präventiv, wie sie dieses Mal vermeiden könne, wieder in das Stadium „die Milchproduktion reicht offenbar nicht“ zu geraten. So weit, so schön, nach dem „Abklappern“ aller naheliegenden Fragen zum Saugverhalten, der Geburt, der Gewichtsentwicklung, der Häufigkeit der Stillmahlzeiten, zur Nachbetreuung (die übrigens top war!), zum Tag-Nach-Rhythmus etc. und den Vergleichen (soweit möglich) aus der Erfahrung beim ersten Kind, musste ich zunächst um eine Denkpause bitten; ich fand erstmal keine „Fehler im System“.

Es ging auch noch etwa 3 Wochen alles gut; wir blieben lose in Kontakt, und ich hatte so ein „Türchen im Hinterkopf“ offen, das nach Anzeichen suchte, was die Produktion stagnieren lassen könnte. Wir vereinbarten – trotz Corona – einen Termin, damit ich vorbeikäme, um auch in Augenschein zu nehmen, wie sich das Kind verhält. Vielleicht ergäbe sich hier ein Hinweis, der sich schwer erfragen lässt? Kurz vor unserem Treffen – Corona-konform im Garten bei halbwegs angenehmen Temperaturen – erhielt ich eine WhatsApp-Nachricht, bei der ein Halbsatz mich völlig vor den Kopf stieß: „…sind ja pro Brust 1,9kg entfernt worden.“ Eine OP?!?!? Um zu verstehen, wie konsterniert ich war, muss hier ergänzt werden: Ich selbst habe etwa Körbchengröße „knapp B“, Cindy dagegen eher „Doppel-D“. Es hatte also eine deutliche Brustverkleinerungsoperation gegeben? Der Ausgangpunkt einer solchen OP überstieg schlichtweg mein Vorstellungsvermögen. Mir war einfach nie der Gedanke gekommen, dass die  – für meinen Begriff recht große – Brust hätte operiert sein können. Von diesem Standpunkt aus, hatte ich das offenbar total überhört!

Ich bin dies mit vorsichtigen Worten im persönlichen Gespräch angegangen; Cindy war sich sicher, diese Tatsache Jahre zuvor im Eltern-Baby-Kurs erwähnt zu haben. Mit diesem Wissen wurde das Stillproblem klar: Die Anzahl der Drüsen sowie vielleicht auch ein paar Milchkanäle fehlten schlichtweg; es gab sogar „Lochgefühle“ im Gewebe, das sehr weich und gedehnt schien. Auch die nachbetreuende Hebamme hatte das bestätigt (und ich hatte hier offenbar auch nicht alles gehört). Ich war untröstlich, nicht helfen zu können, und Cindy war es zunächst auch. Doch die Gewissheit, alle Möglichkeiten (einschl. BES) ausgeschöpft zu haben, hat sie ein Stück weit mit diesem Hindernis ausgesöhnt und auf jeden Fall – das kann ich mit Sicherheit sagen! – ihre liebevolle Beziehung zu beiden Kindern nicht eingeschränkt.

Rückblickend ist mir wichtig aufzuzeigen, dass man/frau/ich auch ganz wesentliche Dinge überhören kann.

Dorothee Schmitz, DAIS-Gesellschafterin und Stilberaterin (seit 2011)

Bürozeiten

Natürlich sind wir immer bemüht, Ihre Anfragen per E-Mail
möglichst zeitnah zu beantworten.

Wenn Sie uns persönlich sprechen möchten, rufen Sie während der Bürozeit an,
donnerstags in der Zeit von 14 - 18 Uhr unter 02241 931675.