Zungenbandlasern mit 10 Monaten

Bei meinem Sohn Emil wurde mit knapp 10 Monaten das Zungeband per Laser getrennt, und es war die beste Entscheidung! Wie es dazu kam?
Da muss ich ein bisschen ausholen...

Emil kam 6 Wochen zu früh zur Welt, u.a. mit einer nicht ausgereiften Lunge, einer Neugeboreneninfektion und Gelbsucht. Er wurde die ersten 10 Tage über eine Magensonde ernährt (immerhin mit mühsam abgepumpter Muttermilch). Parallel dazu bekam er die Flasche. Für das Saugen an der Brust war er zu schwach. Zwar habe ich in diesen ersten Tagen ein paar Mal versucht ihn zu stillen, es aber schnell gelassen. Es war mir wichtiger, dass er gut zunimmt, denn nur dann durfte er nach Hause. 
Nach ein paar Tagen zu Hause haben wir, in Begleitung der Hebamme, zu stillen begonnen. Es es hat überraschend gut geklappt! Zwar war Emil immer ein bisschen "grob" und ungeduldig, aber ich dachte mir nur: „Naja, er ist halt so.“ Und auch wenn es mich schon genervt hat, dass er ewig genuckelt hat, habe ich da nicht weiter drüber nachgedacht.

Allerdings war er immer sehr unruhig, unzufrieden und wollte deutlich mehr nuckeln und saugen, als ich ertragen konnte. Also hab ich ihm einen Schnuller angewöhnt, wodurch sich das Problem zwar nicht gelöst, aber immerhin verlagert hat. 
Als er älter und mobiler wurde, kam eine große Unzufriedenheit und Unausgeglichenheit dazu. Emil konnte bereits mit sechs Monaten stehen und mit Halt sogar einige Schritte laufen, hatte aber keine Lust zu krabbeln, und wenn, dann nur mit lautem Gemeckere, teils sogar Geschrei.

Dann war ich bei meiner Patentante, die auch Stillberaterin ist. Das Treffen war privat, und ich habe ganz ohne Hintergedanken erzählt, wie mein Sohn so drauf ist, sich verhält etc. Das war der Anfang. Denn auf einmal meinte meine Patentante nur "Ah, guck mal." Sie hat gesehen bzw. vermutet, dass sein Zungenband verkürzt sei. Dies könne eine Erklärung für sein Verhalten sein. Also schickte sie mich zu einer Logopädin (Eva Fieback in Köln), die dafür ausgebildet ist, das genau zu erkennen.

Die Logopädin hat dann nach einer ausführlichen Anamnese und Untersuchung den Verdacht direkt bestätigt. Von ihr kam dann auch die Empfehlung, für die Trennung des Zungenbands zu Dr. Moghtader nach Oppenheim bei Frankfurt zu fahren. Er trennt das Zungenband per Laser und ist einer der wenigen Ärzte in Deutschland, die das auch noch bei so "alten" Kindern machen. 
Obwohl ich zu Hause recherchiert habe, verschiedene Infos eingeholt und mich natürlich auch mit meinem Mann beraten habe, war mir direkt klar, dass wir das machen lassen. Die Terminvergabe ging recht schnell und so hat es vom ersten Verdacht bis zum Trennen nur knapp sieben Wochen gedauert. Und das mitten im Corona-Lockdown. 
Die Logopädin hatte mir im Vorfeld Übungen für die Vorbereitung und Nachbehandlung gezeigt, denn ganz ehrlich...Die Dehnübungen im Anschluss sind für alle Beteiligten einfach ätzend! Doch je mehr Routine man darin hat, desto einfacher wird es.

Die Trennung selber war easy. Dr. Moghtader hat eine Anamnese gemacht und mich ausführlich über Pro und Kontra, die Risiken und den genauen Ablauf der Trennung und die Nachbehandlung aufgeklärt. Auch hatte ich (bis zuletzt?) die Option, mich vor Ort gegen den Eingriff zu entscheiden. 
Nach ein paar Minuten Bedenkzeit ging dann alles sehr schnell. Ich durfte / sollte dabei bleiben, um meinen Sohn zu beruhigen. Er wurde in eine Art Pucksack (wie zum Schlafen) gesteckt und bekam eine Brille (ähnlich einer Schwimmbrille) zum Schutz der Augen. Seine Zunge wurde mit einem Gel betäubt. Dann habe ich ihn mit der Hilfe zweier Arzthelferinnen festgehalten, und der Arzt hat das Zungenband per Laser getrennt. Direkt danach wurden die ersten Dehnübungen gemacht und dann konnte ich Emil auf den Arm nehmen. 
Vom Einpucken bis zum Rausholen war es nur etwas mehr als eine Minute, maximal zwei, ich habe nicht auf die Uhr geguckt. Und ja, er hat in der Zeit furchtbar geschrien, und für eine Mama ist es grausam, ihr Baby so zu sehen. Doch es war alles schnell vorbei, der Arzt und sein Team waren / sind so routiniert, dass der Eingriff so kurz wie möglich ist. 
Direkt nach dem Eingriff habe ich meinen Sohn das erste Mal gestillt, ohne dass es weh tat oder unangenehm war.

Und auf dem Heimweg hat er das erste Mal seine Füße in den Mund genommen, das hatte er vorher noch nie getan. Und nach ein paar Tagen ist er gekrabbelt, ohne zu weinen, hat angefangen alles mögliche, auch harte Sachen, zu essen, obwohl er noch keine Zähne hatte. Sein ganzes Verhalten hat sich spürbar und sichbar verbessert. Er ist ruhiger, ausgeglichener und zufriedener geworden, wurde weniger anhänglich und hat weniger geschnullert. Jetzt kann er mit der Zunge schnalzen, sie richtig rausstrecken und alles Mögliche an- und ablecken.

Die Trennung war die beste Entscheidung, die wir hätten treffen können. Ich hatte das große Glück, von Anfang an von Menschen begleitet zu werden, die nicht nur fachlich kompetent sind, sondern auch empathisch sind und vor allem auch mal hinter die Kulissen gucken. 
Das wird oft vergessen. Rein faktisch war ja alles ok. Ich konnte stillen, mein Sohn hat zugenommen etc., aber wie so oft lag der Teufel im Detail. Und gerade bei so kleinen Kindern ist die Vorgeschichte meiner Meinung nach von großer Bedeutung. 
Natürlich hab ich mir gewünscht, das Ganze wäre schon früher erkannt worden. Was wäre uns allen damit erspart geblieben! Aber so ist es jetzt nun mal gekommen, und besser spät als nie.

Ich kann alle Eltern, die den Verdacht haben, ihr Kind könnte Probleme mit dem Zungenband haben, nur ermutigen, dranzubleiben und sich nicht direkt beim ersten Diagnostikversuch abspeisen zu lassen. Nicht jeder Arzt oder jede Hebamme ist hierin geschult oder denkt daran. Unser Kinderarzt hatte meinem Sohn bisher noch nie in den Mund geguckt... 
Ich hoffe unsere Geschichte macht vielen Eltern Mut und stärkt sie, sich die richtigen und vor allem kompetenten Fachleute zu suchen, und zu wissen, dass am Ende alles gut wird. Für Alle!

Merle Wolter, Niederkassel bei Bonn

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